JENKINS I COPLAND

Das Schreiben einer Filmmusik hat seinen Reiz für Komponisten – man erreicht ein großes Publikum, und das Honorar für einen Film kann die Einnahmen von mehreren Jahren aus Tantiemen und Aufführungen erheblich übertreffen. Aber der Entstehungsprozess einer solchen Musik ist ganz anders als der von klassischer Musik für Konzertsäle. Was macht diese Werke also so außergewöhnlich? Die Antwort auf diese Frage suchen wir im Rahmen unserer Konzertreihe im Mai unter dem Titel FILM-HARMONY.
 

Filmkomponisten arbeiten nach absurd straffen Zeitvorgaben, oft haben sie nur eine oder zwei Wochen Zeit, um große Mengen an Musik zu schaffen. Sie ist fast immer den visuellen Effekten, Dialogen und Soundeffekten untergeordnet. Szenen werden geschnitten und Kompositionen werden zu neuen Szenen zusammengesetzt. Regisseure oder Produzenten können sogar ganze Partituren in letzter Minute über den Haufen werfen. Komponisten sind ihnen hilflos ausgeliefert.

Aaron Copland (1900-1990) ist einer der Komponisten, der die Filmmusik am besten und am schnellsten beherrschte und 1949 mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Unter den vielen Partituren, die nicht nur für die Leinwand, sondern auch für die Theaterbühne geschaffen wurden, wählte Copland solche aus, die seiner Meinung nach auch in Konzerten erfolgreich sein konnten, und ist damit von dem Grundsatz abgewichen, dass die Musik ein Hilfsmittel für das Bild sein sollte, und hat sie zu einem eigenständigen Werk gemacht.

Wir werden das Programm mit Karl Jenkins' Komposition „Palladio“ ergänzen, inspiriert von dem italienischen Architekten Andrea Palladio aus dem 16. Jahrhundert, dessen Werke die Liebe der Renaissance zu Harmonie und Ordnung verkörpern. Zwei Merkmale von „Palladio“ sind mathematische Harmonie und architektonische Elemente, die der klassischen Antike und Philosophie entlehnt sind. Der erste Satz wurde vom Komponisten für „Shadows: A Diamond is Forever“ adaptiert – einer der berühmtesten Werbekampagnen in der Geschichte des Fernsehens.