Dieser Abend in den Gärten der Welt in Berlin – unter dem sternklaren Himmel und mit Musik, die wie der Duft des Sommers über der Bühne schwebt – wird ein Tagtraum sein. Das Programm, das erklingen wird, erzählt keine Geschichte eines bestimmten Ortes oder einer bestimmten Zeit. Es ist eine Sammlung von Klängen aus verschiedenen Welten – kosmischen, märchenhaften, theatralischen und romantischen – kunstvoll miteinander verwoben, um sich darin verlieren zu können.
Wir hören unter anderem Eine Nacht auf dem kahlen Berge von Modest Mussorgski – ein Werk, das ursprünglich als Schilderung eines Hexensabbats gedacht war, heute aber eher wie ein musikalisches Gleichnis über die Fantasie klingt, die sich gern in der Dunkelheit verliert. Aus einem völlig anderen Klangraum erreicht uns Claude DebussysClair de lune – eine subtile Klavierminiatur, die in der Orchestrierung von Hubert Mouton zu einer weitläufigen Klanglandschaft wird. Eine Musik, die wie Mondlicht fließt.
„Claire de lune“ von Debussy, aufgeführt vom hr-Sinfonieorchester unter der Leitung von Jean-Christophe Spinosi:
Zwischen diesen Klangbildern erhebt sich eine Stimme von Rafał Bartmiński – einem Tenor mit warmer Klangfarbe und großer Musikalität, der vier Arien interpretiert, die alle eines verbindet: Nacht und Traum. Cavaradossi erinnert sich an eine Liebesnacht (Tosca), Werther fragt, warum man etwas wecken sollte, das doch Traum bleiben sollte (Werther), Kalaf singt in Turandot vom nahenden Morgen, der alles verändern wird – doch noch herrscht Nacht. Selbst Stefan aus Moniuszkos Das Gespensterschloss spricht zwar von der Stille ringsum, beschreibt aber in Wahrheit jenen Zustand zwischen Wachen und Träumen. Es sind Arien, bekannt und beliebt – doch im Freien, unter freiem Himmel statt unter schweren Vorhängen und Theaterlicht, gewinnen sie eine neue, unerwartete Zartheit.
Nessun dorma von Puccini, interpretiert von Luciano Pavarotti:
Auch die Instrumentalmusik führt uns weiter von Traum zu Traum. Der Walzer und das Finale aus Tschaikowskis Schwanensee sind nicht nur Klassiker des Balletts, sondern Musik der Bewegung und der Flüchtigkeit. Die Ouvertüre zu Strauß’Die Fledermaus sprüht vor Witz und Energie. Mendelssohns Hochzeitsmarsch erklingt heute auf unzähligen Trauungen, war ursprünglich jedoch Teil der Bühnenmusik zu Shakespeares Ein Sommernachtstraum – also erneut: eine Welt, die eher geträumt als erlebt wird. Chopin erscheint in einem neuen Licht – nicht als Solist, sondern als lyrischer Held einer schimmernden Orchestertranskription.
Und schließlich Jupiter aus der Suite Die Planeten von Gustav Holst – eine Komposition, die zahllose Träume vom Kosmos inspiriert hat. Wenn diese Musik erklingt, lohnt sich ein Blick nach oben – denn es fällt schwer, sich dem Gefühl zu entziehen, dass sie die Bewegung der Himmelskörper widerspiegelt.
Holsts Jupiter, aufgeführt von der NDR Radiophilharmonie unter der Leitung von Andrew Manze:
Durch den Abend führt Przemysław Neumann – unser Direktor und der geistige Urheber dieses traumhaften musikalischen Programms. Wir hoffen sehr, dass auch wir an diesem besonderen Abend mit nach Berlin reisen dürfen – denn schon beim Schreiben dieser Zeilen konnten wir die Magie dieses Abends spüren.
Sie laden wir herzlich ein, gemeinsam mit der Philharmonie in Szczecin weiterzuträumen!